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Mittwoch, 24. August 2016

Schlammige Flussmündung

Kuala Lumpur. Das bedeutet schlammige Flussmündung. Seit ich den Hauptbahnhof der Stadt verlassen habe komme ich aus dem staunen nicht mehr raus. Diese Gerüche, Duft, Gestank. So viele Menschen, jeglicher Ethnie. Aber das erste mal im Leben wirklich das Gefühl in der Minderheit zu sein. Fremd. Anders. Als weißer. Ich spaziere am Abend durch Chinatown. Engen Gassen mit Märkten auf dem sich scheinbar alles kaufen lässt, alten Kolonialbauten und gigantischen Hochhauskomplexen im Hintergrund der Silhouette. Es ist laut, hektisch und zugleich gemütlich. Vor allem unglaublich chaotisch.  Vor allem unglaublich chaotisch. Wie durchorganisiert europäische Städte doch sind wird erst klar wenn man diesen kapitalistischen Wildwuchs einmal mit eigenen Augen gesehen hat. Ich esse an einem der Stände, bei denen das Essen mitten auf der Straße zubereitet wird. Auch wenn mich das überwindung kostet denn, die Offerierungen der Menschen die jene Betreiben überrumpeln mich ein wenig. Ich kenne diese Art der Würzung nicht. Ich blicke durch die Gasse und bin zufrieden. Ich spaziere ein wenig weiter. Und treffe auf dem Rückweg kurz vor meiner Unterkunft auf einen bärtigen älteren Mann. Er erzählt er hätte mich gerade schon beim Essen gesehen. Er erät meine Herkunft. Er erät meine Unterkunft. Wir unterhalten uns, er hat schon mit vielen Deutschen gesprochen. Fast alle meine Einstellungen, die er abfragt kann er erahnen. Wie z. B. das ich nicht stolz darauf bin ein deutscher zu sein. Ich bin fasziniert von seiner Menschenkenntnis. Er erzählt mir, dass er oft die Straßen hier langläuft. Um die Kilos zu verbrennen die er bei den Köstlichkeiten die es hier gibt zunimmt. Er lebt sein ganzes Leben schon hier. Hat heute weniger Geld als vor 20 Jahren, es wird nicht einfacher. Gibt mir Tipps was ich mir angucken sollte. Stellt die These auf das Deutschland in der EM verloren hat um die Franzosen, die es politisch so überrumpelt nicht zu sehr zu belasten. Ich glaube diese These eher nicht. Aber das ist ein schlauer Mann, er hinterlässt mir seine E-mailadresse, für den Fall das ich Interesse an einem Ortskundigen hätte, der einem die Stadt zeigt und lässt noch beiläufig fallen, das man unter seinem Namen Fotos findet  im Netz. Der Typ ist Photograph und reist scheinbar in ganz Asien umher. Auf seiner Facebookseite bedankt sich jemand für das nette Gespräch beim warten aufs Taxi. Kommunikative Leute sind so gut. Ich gehe nach hause, beherzige den Ratschlag von Azli Jamil, so heißt der Typ, zu Herzen und dusche. Ich schreibe diese Sätze und freue mich auf den nächsten Tag.
















Die schlammige Flussmündung ist mittlerweile einbetoniert. Hier und da sammelt sich ein bisschen Müll im Betonbett des Klang. Der einstige Dschungel hat sich gewandelt, er ist nicht verschwunden.

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